Expose2014

Der Orfeo Chor e.V. entstand 1994 aus einem Projektchor, der 1993 für eine Aufführung von Christoph Willibald Glucks Oper „Orfeo ed Euridice" mit dem Philharmonischen Verein 1834 e.V. gebildet worden war. Die Arbeit des Chors entwickelte sich in der Folge mit zwei Schwerpunkten: Zum einen die Gestaltung von A-capella-Konzerten mit Musik aus den vergangenen vier Jahrhunderten, von der Renaissance bis zur Moderne, zum anderen in regelmäßigen Abständen größere Projekte mit Orchester, konzentriert auf die großen Oratorien. Herausragende Projekte der Chorarbeit in den letzten Jahren waren z. B. die Aufführungen von Georg Friedrich Händels Oratorien „Der Messias", „Solomon" und „Jephtha", das „Deutschen Requiem" von Brahms, die „Messe de minuit pour Noël" von Marc-Antoine Charpentier im Rahmen eines Weihnachtskonzerts, die Johannes-Passion und Motetten und Kantaten von J.S. Bach. Die Motetten finden immer wieder auch Eingang in die A-capella-Projekte des Chors.

Zum 20jährigen Bestehen plant der Orfeo-Chor zwei Jubiläumskonzerte in Frankfurt und in Seulberg, die gemeinsam mit einem Orchester aus ausgewählten Musikern des Philharmonischen Vereins (als Orfeo-Orchester) gestaltet werden. Die Musiker spielen ehrenamtlich und erhalten lediglich eine Aufwandsentschädigung.

Alle Stücke des Jubiläumsprogramms sind neu im Repertoire des Orfeo-Chors. Die Zusammenstellung spiegelt jedoch die Arbeit des Chors in den 20 Jahren seines Bestehens wieder, die sich immer wieder auch auf die „Klassiker" konzentriert hat. Der Chor gestaltete im Jahr 2000 zwei Konzerte mit Mozarts „Requiem", Heinrich Schütz stand mit seinen Motetten wiederholt in den A-capella-Konzerten auf dem Programm. Die romantische Periode ist ebenfalls durch Schubert, Schumann, Brahms, Reger immer wieder in den Programmen präsent.

Der Verein trägt sich aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden. Für größere Projekte mit Orchester ist jeweils ein Sponsoring erforderlich.

Der Orfeo Chor arbeitet mit verschiedenen Orchestern und anderen Ensembles zusammen: dem Canorus Chor / Domchor Uppsala, dem Sängerkreis Offenbach, dem Posaunenchor Erlensee, dem Ensemble „Hortus musicus", dem Flötenensemble Happenstance, dem Concerto Saarbrücken, dem Orchester der Kammeroper Frankfurt, dem Orchester des Philharmonischen Vereins e.V. oder dem Main-Barockorchester. Das zuletzt gestaltete Projekt war in Zusammenarbeit mit dem Main-Barockorchester im Frühjahr 2012 das Programm „Europäische Barockmusik", mit Kompositionen von J.S. Bach, André Campra, Giacomo Carissimi und Henry Purcell.

Daneben tritt der Chor mit verschiedenen Solisten, darunter Kai Diederichs, Gitarre, Christoph Dorner, Flöte, Sarah Harting, Harfe, Udo Diegelmann, Percussion, und Johann Apericio-Bohórquez, Cello, regelmäßig mit A-cappella-Programmen auf. Die Programme sind, abgesehen von den regelmäßigen Adventskonzerten, nicht streng thematisch gebunden, haben aber in der Kombination von Stücken verschiedener Zeitepochen eine stringente musikalische Dramaturgie. Unter dem Titel „Du bist aller Dinge schön" gestaltete der Chor 2011 ein Programm mit den „Hoheliedmotetten" von Melchior Franck, 2013 kam das Programm „Unquiet thoughts..." zum 450. Geburtstag von John Dowland zur Aufführung, gemeinsam mit dem Sopranisten Robert Crowe und der Lautenistin Sigrun Richter. Kombiniert wurden Madrigale des englischen Meisters mit Werken von Bach und Schütz.

Das ehrenamtliche Engagement des regional agierenden Chors äußert sich zudem in der Mitwirkung an ökumenischen Gottesdiensten im Dom und in der Kirche St. Leonhard, Frankfurt, u.a. zum Weltaidstag jeweils am 30. November jedes Jahrea sowie in Benefiz-Konzerten zugunsten der Weltaids-Hilfe (2009) und dem Kinderförderprojekt „Klasse 2000" (2005).

Ihre musikalische Ausbildung erhalten die Chormitglieder in den regelmäßigen Proben unter der Leitung des Musikpädagogen Armin Rothermel und während Probenwochenenden in Einzeltrainings mit der Sängerin und Stimmbildnerin Beela Müller. Seit 1995 bilden Mitglieder des Orfeo Chors auch den Chor der Kammeroper Frankfurt e.V.

Armin Rothermel erhielt seine musikalische Ausbildung an Dr. Hoch's Konservatorium (Klavier und Tonsatz), der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main (Schulmusik, Klavier), der Staatlichen Musikhochschule Heidelberg-Mannheim (Orchester- und Chorleitung) und an den Städtischen Bühnen in Graz.

1982 übernahm er die Leitung des Philharmonischen Vereins 1834 e.V., Frankfurt. Im Zentrum seiner Arbeit mit diesem Orchester, mit dem er neben vielen anderen Werken sämtliche Sinfonien Beethovens und Schumanns sowie Berlioz' „Symphonie phantastique" aufführte, stehen die Werke der klassisch-romantischen Konzertliteratur wie der sinfonischen Literatur, doch umfasst sein Repertoire auch Werke des 20. Jahrhunderts (Bartók, Hindemith, Poulenc, Arutjunian u.a.).

Von 1991 bis 1992 leitete er den Studiochor Offenbach. 1993 gründete er den Orfeo Chor e.V., Frankfurt, den er seitdem leitet. Seit 1998 gehört Armin Rothermel als Leiter des Opernchores zum Ensemble der Kammeroper Frankfurt. Neben seiner Tätigkeit als Orchester- und Chorleiter arbeitet er als Instrumentalpädagoge im Fach Klavier und als Korrepetitor.

Pressestimmen zum Orfeo-Chor

„Von beachtlicher Transparenz, wie homophon beginnende Themen in schwierig zu singende polyphone Gewebe verzweigt wurden... In der Beerdigungsmotette ‚Der Geist hilft unserer Schwachheit auf verbreitete der Orfeo Chor, im Sinne des christlich-barocken Menschen, eher frohgemute Erwartung als trauriges Klagen. Gelungen, wie die Chorgruppen das wogende Allegro des ersten Satzes figurierten, um sich in der vierstimmigen Fuge ‚der aber die Herzen forschet' intensiv mit dem Bachschen Erfindungsreichtum auseinanderzusetzen. Anrührend schlicht der abschließende Choral ‚Du heilige Brunst, süßer Trost'.

Reinhold Gries, Offenbach-Post, 3.3.2005 (Bach, Motetten und Kantaten)

„Verstärkt durch den schwedischen Canorus-Chor und Gäste, widmete sich der Orfeo-Chor dem anspruchsvollen Werk mit großem Engagement und Einfühlungsvermögen. Durchweg präsent, hingen die Stimmen flexibel auf die zahlreichen unmittelbaren Wechsel von Dynamik und Klangfarbe ein. Transparent war das Geflecht der fugiertem Partien, exzellent die Textverständlichkeit. ... Den starken Publikumszuspruch, der die Kapazitäten der Markuskirche fast überforderte, und den anhaltenden Beifall hatte diese Aufführung verdient."

Eva Schumann, Offenbach-Post, 15.11.2006 (Brahms-Requiem)

„Wenn man an die Jahre der Gründung zurückdenkt, so ist die Entwicklung des Chors bis hin zur Präsentation in der Katharinenkirche höchst beachtlich. Ein wohlgemischter, homogener Klang, der nahtlos den Direktiven des Dirigenten folgt: Armin Rothermel, der von Anbeginn auf die artikulatorische, also die musikalische Dimension des Klangs geachtet hat. Jetzt ist ihr viel gesangstechnische Kompetenz nachgewachsen, was dem lange vier Stunden währenden Vollzug des Kampfes um ein töchterliches Menschenopfer als Dank für errungenen Sieg zugute kam. Rothermel setzt auf geschmeidige Verve, auf animierende Gestaltung, die von historistischer Anämie frei war."

Bernhard Uske, Frankfurter Rundschau, 16.2.2009 (Händel, „Jephtha")

„Schöne Wechsel zwischen ‚Grand Choeur' und ‚Petit Choeur' mit vibrierenden Trillern, zauberhafte Hirtenweisen von Martin Hublow und Martina Backes an Sopran- und Altblockflöten, hinreißend tänzerische Violinpartien von Martin Jopp und Marie Verweyen sowie Robert Sargassers charaktervolle Violonen-Basslinien, Krystian Skoczowskis behendes Orgelpositiv-Spiel und Lydia Blums Cellobarock sorgten für ein sehr rhythmisches Continuo-Fundament. Erstaunlich, wie Orfeo-Vokalisten in der Lage waren, diffizile Partien im Solo oder in kleinen Gruppen zu übernehmen.So gingen altfranzösische Melodien bestens ins Ohr. Volkstümliche Weisen wandelten sich zu kontrapunktischer Hochkultur. Frühbarocke Polyphonie verbreiteten festliche Chorlieder von Vulpius, Eccard und Hammerschmidt. Stimmig und mit absoluter Fugenklarheit vorgetragen erklangen Brahms Motetten ‚O Heiland, reiß die Himmel auf und ‚Schaffe in mir Gott, ein reines Herz'."

Reinhold Gries, Offenbach-Post, 17.12.2009 (Weihnachtsprogramm 2009)

„Umso mehr überzeugte der Orfeo-Chor dann mit der blitzsauber in zwei vierstimmigen Chorblöcken gesungenen Bach-Motette ‚Der Geist hilft unserer Schwachheit auf' samt stimmungsvollem Schlusschoral ‚Du heilige Brunst, süßer Trost'. Der sehr gute Chor-Eindruck bestätigte sich bei sprach- wie klangmächtigen Kompositionen aus Dowlands Songbook ‚A Pilgrim's Solace' von 1612, bei denen es gelang, melancholische, aber eingängige Melodiebögen mit vertrackter Polyphonie zu paaren. ... Geschickt nutzte Rothernels Klangkörper die große Akustik der Marienkirche auch bei Heinrich Schützens ‚Deutschem Magnificat' mit achtstimmigem ‚Meine Seele erhebt den Herrn und bei Leonhard Lechners ‚Gott b'hüte dich'."

Reinhold Gries, Offenbach-Post, 2.7.2013 („Unquiet thoughts" (Dowland-Programm)

Konzertchronik 1993-2013

  • 1993 Gluck, Orfeo ed Euridice
  • 1995 Händel, Der Messias
  • 1996 Bach, Jesu, meine Freude
  • 1997 Bach, Johannes-Passion
  • 1998 Bach, Kreuzstabkantate
  • 1998 Händel, Der Messias
  • 2000 Mozart, Requiem
  • 2002 Bach, Messe in A-Dur
  • 2004 Händel, Solomon
  • 2005 Bach, Motetten und Kantaten
  • 2006 Brahms, Ein deutsches Requiem
  • 2009 Händel, Jephtha
  • 2009 Charpentier, Messe de Minuit de Noel
  • 2011 Europäische Barockmusik

Ausgewählte A-capella-Programme 1993-2013

  • 1997 Franck, Hoheliedmotetten
  • 1999 „Music Divine", Ausgewählte Madrigale
  • 2001 „Dolcissima Mia Vita", Ausgewählte Madrigale
  • 2002 Europäische Madrigale
  • 2003 "Matona mia cara", Madrigale in vier Sprachen
  • 2007 "Lob der Musik", Werke für Chor und für Gitarre
  • 2011 Franck, Hoheliedmotetten
  • 2013 „Unquiet thoughts", Zum 450. Geburtstag von John Dowland